Mittwoch, 11. November 2009

Neues von der Grippefront

Von mephi | 10.November 2009

Die gestrigen laienhaften Spekulationen zitierten eine Meldung der Altmarkzeitung, die übrigens auf einer AP – Meldung basierte.
In der heutigen Ausgabe des gleichen Blatts liest man auf Seite 32 eine Meldung von DPA unter dem Titel „Zahl der Infizierten steigt stark“.
Man erfährt, die Zahl der Infizierten habe sich „innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Das Robert Koch – Institut (RKI) registrierte 7822 neue Fälle.“
Innerhalb welcher Woche, möchte man fragen. Ist die letzte Woche gemeint, dann wäre die Zahl der Erkrankungen eine Woche vorher kleiner als 3911 gewesen.
Mit der gestrigen AP – Meldung ist das wohl kaum zu vereinbaren.
„60 Prozent der neu gemeldeten Fälle stammen aus Bayern.“
Das wären 4693 Fälle allein in Bayern..

Aber:
„Den schnellsten Anstieg der Infektionszahlen gibt es in Bremen, wo sich die Zahl der neuen Fälle innerhalb einer Woche verachtfacht hat.“
Man kann diese Angaben weder verifizieren noch bewerten, ohne die Ausgangswerte zu kennen, die aber nicht genannt werden. Schließlich ist auch eine Zunahme von einer auf acht Erkrankungen eine Verachtfachung. Es wird auch nicht gesagt, wieviele Bremer denn aktuell erkrankt sind. Es können aber rein rechnerisch nicht mehr als 3129 sein, und dann dürften im danzen übrigen Bundesgebiet keine Fälle auftreten.

Nachdem der Leser genügend verwirrt und verunsichert worden ist, folgt nun der Frontalangriff:
„In Münster starb eine 48 Jahre alte Frau, die an der Schweinegrippe erkrankt war.“
Das sitzt. Der Leser registriert im Geist einen neuen Schweinegrippetoten und nimmt den immerhin noch vorhandenen Rest meist gar nicht wahr:
„Todesursache war nach Angaben des Universitätklinikums mehrfaches Organversagen aufgrund einer schweren Vorerkrankung.“

Vermutlich werden demnächst noch Verkehrsunfallopfer, die nachweislich einen Schnupfen hatten, zu Grippetoten umfunktioniert.
Es wird schwer oder gar unmöglich sein, irgendjemandem nachzuweisen, er habe in dieser Sache bewusst und zielgerichtet die Unwahrheit gesagt. Oft enthalten ja die Meldungen, in einem Nebensatz versteckt und darum weithin unbemerkt, ihr eigenes Dementi.

Was aber Presseagenturen, Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen hier wieder einmal praktizieren, ist wohl kaum Journalismus zu nennen, eher schon PR – Arbeit oder einfach Propaganda.

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