Freitag, 20. November 2009

LHC: Weltuntergang im Schwarzen Loch?


Von Michael Mross

Friday, 20. November 2009
Forscher in Genf spielen Russisches Roulette mit der der Erde. Nach zahlreichen Störfällen soll die Urknall-Maschine LHC heute wieder hoch gefahren werden. Forscher wollen Schwarze Löcher erzeugen um vorzudringen in das, "was die Welt im innersten zusammenhält". Eines hat das Schwarze Loch jetzt schon verschlungen: 3 Milliarden Euro.

Der größte Teilchenbeschleuniger der Welt, der Large Hadron Collider (LHC) der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN), soll helfen, mehr über die Entstehung des Universums zu erfahren - so argumentieren die beteiligten Wissenschaftler.

Die CERN-Forscher erhoffen von dem drei Milliarden Euro teuren Experiment grundlegende Erkenntnisse über den Aufbau der Materie. Aber seit Herbst 2008 gerät die für den LHC verantwortliche Abteilung am CERN zunehmend in die öffentliche Diskussion. Den Kritikern zufolge zeigte eine ununterbrochene Serie unterschiedlichster Störfälle in aller Deutlichkeit, dass die Betreiber ihre Technologie nur unvollkommen beherrschen.

Das imposante technische Gerät hat eine Länge von 27 km, steht in Genf und sieht aus wie eine Zeitmaschine und das ist es fast auch: Mit dem neuen Teilchenbeschleuniger "LHC" versucht man, den Urknall nachzubilden. Die Suche nach Higgsteilchen und dunkler Materie soll Antworten auf die grundlegenden Fragen des Universums geben.

Doch einige Wissenschaftler befürchten existentielle Gefahren. So glaubt der Kernpysiker Walter Wagner, dass neben dem Teilchenregen auch Schwarze Löcher, sogenannte seltsame Materie oder einpolige Magnete entstehen könnten - und die Menschheit in den Abgrund reißen.

Wagner sieht mit dem Start des Teilchenbeschleunigers in Genf das Ende der Welt nahen. Auf seiner --->Website mahnt Wagner: Die Wissenschaftler gingen mit ihren Experimenten ein Risiko ein, das sie nicht einschätzen könnten. Deswegen fordert er, dass alle "bislang nicht adäquat untersuchten theoretischen potentiellen Gefahren" einer umfassenden Sicherheitsanalyse unterzogen werden.

Auch der deutsche Chaosforscher Professor Otto E. Rössler sieht im LHC eine Gefahr für die Erde, deren Untergang die Experimente einleiten könne. Statt Einsichten in kleinste Teilchen birgt das Experiment die Gefahr, dass unkontrolierbare schwarze Löcher entstehen, welche die Welt innerhalb kurzer Zeit auf die Größe eines Kubikzentimeters schrumpfen lassen könnte.

Michael Mross sprach am Mittwoch Abend mit Prof. Rössler. In diesem Gespräch bestätigt der Chaos-Experte Aussagen, die er bereits in einem Interview bei golem.de machte:

Golem.de: Also Sie befürchten, die Welt wird wegen der im LHC vielleicht künstlich erzeugten schwarzen Löcher untergehen?

Rössler: Ja, am CERN wird eine Maschine gebaut, mit der das erste Mal in der Geschichte der Menschheit schwarze Löcher auf der Erde erzeugt werden könnten. Niemand weiß, ob es geht. Die Wahrscheinlichkeit liegt um die 10 Prozent herum.

Golem.de: Welche Gefahr birgt denn so ein künstlich generiertes schwarzes Loch?

Rössler: Das Erstaunliche ist, kein Mensch glaubt, dass das gefährlich ist. Kürzlich war ein Leserbrief in der Zeitschrift Bild der Wissenschaft. Er sagt, das sei ja sehr interessant, dass man hier von dem Experiment so wunderbare Dinge erwarte, wo noch kein Mensch weiß, was überhaupt dabei herauskommt. Aber eines weiß man dagegen ganz sicher, dass es ungefährlich ist! (Lacht) Das ist absurd. Man kann nicht sagen: Ich weiß nicht, was herauskommt, aber ich weiß, dass es ungefährlich ist. Das hat dieser Leser in Bild der Wissenschaft gut aufgespießt. Diese absolut idiotische Naivität von Physikern.

Golem.de: Aber was ist denn die konkrete Gefahr?

Rössler: Die Gefahr ist, dass sich ein kleines schwarzes Loch bildet und dann eben nicht zerstrahlt. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar recht hoch, dass es wegfliegt, aber es gibt eine ganz kleine Wahrscheinlichkeit, dass es nicht wegfliegt. Man will davon eine Million pro Jahr produzieren. Das sind genug, um zu sagen, dass davon eins ganz sicher nicht zerstrahlen wird. Dieses würde dann in der Erde herumkreisen und von Zeit zu Zeit mit einem Elementarteilchen, einem Atomkern oder einem Quark zusammenstoßen und es auffressen. Die Frage, die bleibt, ist, wie lange es dann dauert, bis dieses kleine schwarze Loch genügend stark gewachsen ist, um schließlich die ganze Welt aufzufressen. Das klingt absurd, ist aber letzten Endes sehr wahrscheinlich. Es gibt eine Abschätzung bei BBC Horizon, dass dies 50 Millionen Jahre dauern wird. Das ist das offizielle Worst Case Scenario. Doch sie vergessen dabei, dass es Chaos und Nichtlinearität gibt. Damit wächst es viel schneller. Ich bin so auf einen Faktor von 50 Monaten gekommen!

Golem.de: So funktioniert ein schwarzes Loch prinzipiell? Es frisst Atome?

Rössler: Ja, es kann nur fressen, es kann nicht abnehmen, es sei denn, es kann zerstrahlen, aber das habe ich ja kaputtgemacht, leider. Das Wachstum funktioniert dabei ähnlich wie sich Geld durch den Zins und Zinseszins auf dem Finanzmarkt vermehrt. Das geschieht auch nicht linear, sondern exponentiell.

Golem.de: Das Gegenmittel wäre ein anderes schwarzes Loch?

Rössler: Nein, es gibt kein Gegenmittel. Die Sache ist hoffnungslos, nach 50 Monaten wäre die Erde auf einen Zentimeter geschrumpft. Es wäre nichts mehr da, nicht nur kein Leben mehr, sondern auch die Erde selbst wäre weg, nur noch ihr Gewicht wäre da – als kleines schwarzes Loch.

Golem.de: Haben schwarze Löcher eigentlich solch eine enorm große Anziehungskraft, wie es ja gerade in Science-Fiction-Filmen oft impliziert wird?

Rössler: Die haben genau dieselbe Anziehungskraft, wie jede Masse von derselben Größe. Also wenn die Erde ein schwarzes Loch mit knapp einem Zentimeter Durchmesser wäre, dann wäre die Anziehungskraft unverändert. Der Mond würde genauso um diesen Punkt herumkreisen wie jetzt um die Erde, weil dieser Punkt genauso schwer wäre wie die Erde. (...)

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